Impulse von der Kirchenbasis

Den Rest des Beitrags lesen »

Das Wort„Ungehorsam“ und eine dem eigenen Gewissen folgende Handlungsweise ruft bei manchen Leitungspersonen in der römischen Kirche einen „Gänsehauteffekt“  hervor. Solches Verhalten lässt die Alarmglocken läuten, da damit bekundet wird, dass einem nun aufrechte Menschen und keine unterwürfigen Untertanen mehr gegenüberstehen.

Die Bischöfe sind im absoluten Gehorsamsdenken gefangen. Dieser absolute Systemgehorsam erzeugt anscheinend große Angst und ist an und für sich ein himmelschreiender Skandal.

Keine Spur von der „Freiheit der Kinder Gottes“ ist da zu spüren! Doch da die Bischöfe in ihrer Angst und Not nicht laut zum Herrn rufen, kann er sie auch nicht erhören. (vgl. Ex. 3, 7ff)

Darum befinden die Bischöfe sich in einer Sackgasse, die sie selbst als solche nicht so sehen:
Sie werden bald Hirten ohne Herde sein, Bischöfe denen das Volk in Scharen davonläuft.

Anders gesagt: das Volk wagt den Exodus alleine, die Bischöfe bleiben in „Ägypten“ (=Rom)  zurück.

Trotzdem gibt es (Gott sei Dank!) auch immer wieder rühmliche Ausnahmen im Bischofsamt, die bereit sind ein Risiko einzugehen. Eine Einheit bei den Bischöfen Österreichs zu vermuten ist reines Wunschdenken. Es gibt durchaus zwei Lager, die sich aneinander reiben. Noch ist das konservative das Stärkere.

Das wird sich nur ändern, wenn die Diözesen wieder mitbestimmen, wer (Weih-) Bischof wird und wer nicht!
(Linz hat hier dem „Bartl“ schon gezeigt, wo man den Most NICHT holt) :)

Deshalb ist die Suche nach einem gangbaren Ausweg, einer guten Lösung die für beide Seiten relativ schnell machbar sein müsste, dringend geboten.
Es geht dabei nicht um einen „faulen Kompromiss“, sondern um das praktische Nachholen und Weiterentwickeln dessen, was im letzten Konzil schon grundgelegt wurde.

Dazu folgender Vorschlag:

1. Die Hauptursache für die Sorge der Pfarrer, Priester und der meisten Katholiken ist die personelle „Ausdünnung“ der Seelsorge durch einen überalterten Klerus. Sie ist begründet in der theologisch falschen Fokusierung auf das amliche Priesterrum. Alles scheint sich derzeit um dieses Zentrum zu drehen. Dass hier die Gewichtung nicht stimmt, zeigt allein schon die Statistik: Den rund 410.000 Priestern stehen weltweit gesehen ca. 1.170.000.000 Katholiken gegenüber . Warum eine Minderheit von 0,03% so eine zentrale Stellung innehat, ist theologisch und praktisch äußerst fragwürdig. Dieser „kleinste Teil der Kirche“ ist also sachlich massiv überrepräsentiert. Das ist keine Wertung, sondern eine allgemeinen Tatsachenbeschreibung.

2. Wir lenken den Fokus (mit dem II. Vatik. Konzil!) hin auf das Volk Gottes (inkl. Priesteramt). Wir stellen also keine Einzelpersonen, sondern die Gemeinschaft(en) der Getauften/Glaubenden ins Zentrum. Die örtlichen Gemeinden in verschiedenen Formen bilden die Mitte, bzw. die Basis für alle weiteren theologischen und praktischen Überlegungen. Sie sind die Lebensbiotope des Glaubens, die auf ihre Umwelt positiv Einfluss nehmen sollen. Sie am Leben zu erhalten, hat daher oberste Priorität. Sie sind der Maßstab und die Berechnungsbasis für die Ämterfrage und nicht umgekehrt – wie es derzeit oft der Fall ist.

3. In der Tauftheologie ist diese Sichtweise bestätigt, da sie allen Getauften an den 3 Ämtern Christi (König = Leitungsamt, Priester = Heilsamt, Prophet = Verkündigungsamt) Anteil gibt. Alle Christinnen und Christen verbindet diese Basisgleichheit vor allen weiteren Ämterdifferenzierungen. Diese haben also einen deutlich nachrangigen Stellenwert und Charakter. Sie stehen daher im Dienste, dieser vorrangigen und höheren Ämter des gesamten Volkes Gottes.
Das gemeinsame Priestertum der Getauften gehört sachlich/inhaltlich massiv aufgewertet! Dies ist an sich schon ein prophetischer Akt! 😉

4. Es spricht daher grundlegend nichts dagegen, dass in der Kirche getaufte Menschen, unabhängig von Geschlecht oder Lebensstand, mit solchen Ämtern betraut werden.

5. Als Zeichen dieser „besonderen Beauftragung“ kann ein Sendungs- oder Weiheritus festgelegt werden, der zeichenhaft zum Ausdruck bringt, dass diese Personen in Einheit mit dem Bischof stehen und von daher kirchenrechtlich legitimiert sind.

6. Diese vielfältigen kirchlichen Dienste sind einander geschwisterlich/gleichwertig im Geiste Jesu zugeordnet. Es gibt in der Kirche per Definitionem keine zwei oder mehr Klassengesellschaft, sondern nur Schwestern und Brüder. Die Unterscheidung zwischen „Klerikern „und „Laien“ wird als historische Episode ad acta gelegt.

7. Die Grundvoraussetzung für einen kirchlichen Beruf, egal ob PriesterIn, DiakonIn, TheologIn, die Pfarr- oder PastoralassistentIn, JugendleiterIn, die KrankenhausseelsorgerIn, ReligionslehrerIn… und wird durch ein Theologiestudium oder eine äquivalente Ausbildung gewährleistet.
Als übergeordnete Berufsbezeichnung wird dabei von Seelsorgerinnen und Seelsorgern gesprochen um das Gemeinsame zum Ausdruck zu bringen.

8. Die Gemeindeleitung wird diesen Personen in seiner ganzen Breite als unmittelbare MitarbeiterInnen des Bischofsamtes (Dienst der Einheit) übertragen. Aus diesem Grunde muss keine Gemeinde über längere Zeit ihre/n LeiterIn mit anderen teilen. GemeindeleiterInnen werden mit allen rechtlichen Kompetenzen ausgestattet, die den Verkündigungsdienst (Predigt, Katechese,..) und die Sakramententenspendung ermöglichen, damit die Vollform von Kirche am Ort im praktischen Vollzug gelebt werden kann.

9. Die gute Vernetzung der Pfarren in Seelsorgeräumen und in den Dekanaten, sowie mit anderen pastoralen Knotenpunkten, lässt „schädliche Monokulturen oder Sonderwege“ nicht aufkommen.

10. Alle diese kirchlichen Berufsgruppen stehen auf gleicher Ebene und begegnen sich auf gleicher Augenhöhe.
Konflikte, Meinungsverschiedenheiten und Spannungen werden nicht unter den Tisch gekehrt, sondern fair und respektvoll ausgetragen.
Hierbei obliegt dem Bischofsamt der gewiss nicht immer leichte Dienst des Konfliktmanagements, weil es für die Einheit in der Vielfalt Sorge zu tragen hat. Dazu bedarf es besonderer menschlicher und fachlicher Kompetenz, die bei der Wahl eines Bischofs, einer Bischöfin zu berücksichtigen ist.

11. In repräsentativ-synodalen und öffentlich transparenten Versammlungen, werden auf diözesaner, nationaler, kontinentaler und weltkirchlicher Ebene, die entsprechenden Beschlüsse gefasst und umgesetzt. Da dafür schon viel theologische Grundlagenarbeit geleistet wurde und vieles in den Schubladen bereit liegt, kann dies relativ schnell (in max. 5 Jahren) geschehen.

12. Damit zeigen alle beteiligten Parteien ihren guten Willen, um auch in Zukunft eine gute, umfassende, zeitgemäße und Not-wendende Seelsorge und Pastoral zu ermöglichen.

13. Die römische Kirche steht somit glaubwürdig dafür ein, dass gemäß der Botschaft des Evangeliums in ihr keine Ungleichheit – in welcher Form auch immer  –  herrschen darf, da „in Christus alle eins sind“ (vgl. Gal. 3.26-29)

14. Bis das alles eintritt, bleiben daher die Forderungen und Wegweisungen der Pfarrer-Initiative bis auf weiteres aufrecht und aktuell.

Im Aufruf der Pfarrerinitiative, den ich begrüße und unterstütze, heißt es im 4. Punkt:

WIR WERDEN künftig einen Wortgottesdienst mit Kommunionspendung als „priesterlose Eucharistiefeier“ ansehen und auch so nennen.

Diese Formulierung ist allerdings problematisch, wenn auch der gemeinte Inhalt durchaus seine Berechtigung hat. Dazu ein paar Gedanken und Überlegungen:

In der Tat  setzt die Feier der Eucharistie die Anwesenheit eines Priesters voraus. Wer aber ist damit gemeint?

Ich glaube zuallererst geht es um die Gegenwart des EINZIGEN Priesters, den das NT (aner)kennt: Jesus Christus.

Dann ist es das GEMEINSAME Priestertum aller getauften Christen! (also VOR allen konfess. Unterschieden!). Es braucht also mind. 2 od. 3 Getaufte, die sich im Namen Jesu versammeln, um zu beten, zu singen, sein Wort zu bedenken,…  so dass ER in ihrer Mitte gegenwärtig ist.

Sobald also das erfüllt ist, kann man nicht mehr von einer „priesterlosen“ (Eucharistie-)Feier sprechen.

 

Da also alle Getauften am priesterlichen Amt Christi teilhaben, und die Liturgie „mit Recht als Vollzug des priesterlichen Amtes Jesu Christi gilt“.. sodass „jede liturgische Feier als Werk Christi, des Priesters, UND seines Leibes, der Kirche ist“ (vgl. II. Vat., SC 7) sehe ich beide Aspekte in solcher Versammlung voll gültig erfüllt.
Diese „volle und tätige Teilnahme des ganzen Volkes ist bei der Erneuerung und Förderung der hl. Liturgie aufs stärkste zu beachten„, sagt das Konzil selbst !(SC 14)

Ich denke die bleibende Basis dafür ist in der Tat die Apostelgeschichte 2. 44ff.
Eine biblische Begründung eines nur zölibatären männlichen Gemeindeleiters, ist jedenfalls zum Scheitern verurteilt.

Der Streitpunkt in der HEUTIGEN Diskussion ist meines Erachtens, das Verhältnis von gemeinsamen Priestertum der Getauften zum „amtlichen bzw. hierarchischen Priestertum“ (vgl. LG 10).
Theo-Logisch kann das letztere nur im Dienste des ersteren stehen, da es sonst im Widerspruch zu allem stünde was der Bibel bzw. Jesus heilig ist. Die „Amtspriester“ (bis hinauf zum Papst) sind also in erster Linie dem Volk Gottes unterstellt und nicht umgekehrt. Darum spricht das Konzil richtigerweise von einem „organisch AUFGEBAUTEN CHARAKTER der priesterlichen Gemeinschaft“ (LG 11)

Gebaut wird bekanntlich von unten nach oben – weil sonst alles in der Luft hängt.  😉

 Was baut worauf?

Nun würde es den Rahmen eines Kommentars sprengen, hier alle historischen Entwicklungen mit der notwendigen Gründlichkeit zu beschreiben, aber man kann meiner Meinung nach zusammenfassend sagen: die jeweiligen Zeitumstände und die (Macht-)Interessen der handelnden Personen, sind dafür ausschlaggebend, wie dieses Amt jeweils gedacht, und entwickelt wurde.
Die Bibel wurde dazu nicht selten „passend zurechtgebogen“ (z. B. Zölibat)

Welche Umstände sind HEUTE zu beachten?

+ Der Bildungsstand der Bevölkerung: Dieser hat sich enorm verändert. Man kann heute nicht mehr von ungebildeten = unmündigen „Laien“ im Verhältnis zum gebildeten „Klerus“ ausgehen. Dieses problematische Bild bestimmt leider! selbst noch viele Texte des II. Vat.

+ Die Veränderung der Geschlechterrollen: Die prinzipielle Gleichberechtigung von Mann und Frau in allen gesellschaftlichen Bereichen, Funktionen und (Macht-)Positionen ist als Menschenrecht anerkannt. Es kann nicht sein, dass der Bereich „röm. katholisch“ davon ausgenommen wird.

+ Das Verhältnis von Orts- und Weltkirche: Sie stehen in einem geschwisterlichen, gleichberechtigten,  dialogischen Verhältnis zueinander. Synodale Beratungen mit auf Konsens beruhenden Beschlüssen, verbinden alle miteinander. Hierarchisch, absolutistisch von oben nach unten weitergebende Gehorsams-,/Befehlsstrukturen, entsprechen weder dem Geist Jesu noch der Geschwisterlichkeit oder dem Subsidiaritätsprinzip der kath. Soziallehre. Anders gesagt: Kirche lebt von unten nach oben und nicht umgekehrt (s.o.)!

+ „Die Gemeinden sind Subjekte der Seelsorge“ heißt darum auch in den pastoralen Leitlinien der Diözese Linz. Das heißt impliziert auch: Sie tragen die grundlegende Letztverantwortung für ihr Reden und Handeln vor Gott.

+ die Erkenntnisse der Bibelforschung: Diese hat seit dem Konzil erhebliche Fortschritte gemacht. So manche unhinterfragte Behauptung aus der Vergangenheit hat sich als problematisch (Petrusprimat Mt 16 und 18), bzw. als Irrtum herausgestellt. (vgl. Apostelin Junia statt dem Apostel Junias Röm16). Die Bibel als Steinbruch von passenden Zitaten zu den eigenen Argumenten und Interessen heranzuziehen ist passe`. Die Frage was Jesu wollte, bzw. wie er den Willen Gottes in Wort und Tat bezeugt hat, ist als Grundlage heutiger, gemeinsam gesuchter Antworten, als oberste Norm heranzuziehen.

+ Das „Mahlhalten“ insbesondere mit Sündern und Randgruppen ein wesentlicher und daher unaufgebbarer Bestandteil der Botschaft Jesu war, darf als gesichert gelten. Dass das sog. „letzte Abendmahl“ auch in diesem Kontext zu sehen, ja als Höhepunkt der vergebenden Zuwendung Gottes zu verstehen ist, bezeugen die Texte selbst eindrücklich. Vom gemeinsamen Essen jemanden auszuschließen, kann für Jesus wohl nur als „Gotteslästerung“ empfunden werden.

+ Diese „Quelle“ des christlichen Lebens durch „geschlechtsspezifische Barrieren“ am fließen zu behindern, bzw. das Besteigen dieses „Gipfels/Höhepunkts“ des Glaubens  durch „zuwenig amtliche BergführerInnen“ zu verhindern, kann wohl nie und nimmer als mit dem Willen Gottes vereinbar erscheinen. (vgl. LG 11, SC10)

 

            + Soziologisch und praktisch brauchen menschliche Gemeinschaften Regeln und Dienste, die das Zusammenleben erleichtern. Leitungsfunktionen sind ein Teil davon. Daher sind diese Leitungsdienste so zu gestalten, dass Sinn, Ziel und Auftrag einer Gemeinschaft auch erfüllt, bzw. erreicht werden können.

+ Sinn, Ziel und Auftrag christlicher Gemeinschaften ist es, das in Jesus begonnene Erlösungswerk Gottes zu bezeugen und fortzuführen. Die „Freiheit als Kind Gottes“ in dieser Welt zu leben, muss dadurch in allen Dimensionen erfahrbar werden. Treffender als Paulus das im Brief an die Galater beschrieben hat, kann man es wohl auch heute nicht sagen: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau, denn ihr seid „Einer“ in Christus Jesus“ (3,28 Dies ist für mich! kein „Steinbruchzitat“ sondern „die Summe/der gemeinsame Nenner“ des NT!). Diese Aufhebung aller Unterschiede in Rasse/Nationalität, gesellschaftlichen Rang/Stellung und Geschlechtsdifferenzen, muss auch heute der Maßstab allen kirchlichen Handelns sein.

Langer Rede, kurzer Sinn:

Die Zulassung verheirateter Frauen und Männer für den Leitungsdienst, der auch den Vorsitz in der Feier der Eucharistie inkludiert, ist eine dringende pastorale Notwendigkeit und theologisch absolut gerechtfertigt! Dies weiterhin zu verweigern, kann als „Sünde wider den Hl. Geist“ verstanden werden, da so der Wille Gottes am Wirken in der Welt gehindert wird.

Meine Re-Formulierung der Forderung der Pfarrerinitiative:
WIR WERDEN künftig einen Wortgottesdienst mit Kommunionspendung als „priesterliche Eucharistiefeier“ ansehen und auch so nennen, bis die Kirche durch offizielle legitimierte AmtsträgerInnen die volle/ursprüngliche Form der Eucharistiefeier wieder sicherstellt.

Gedanken eines Kollegen

Gottes Lohnsystem Mt, 20, 1-16

Was hab ich davon? Was bringt es mir? Zahlt es sich auch aus? Dass es legitim ist, solche Überlegungen auch im Bereich der Religion anzustellen, belegt die Bibel. Petrus fragt Jesus: „Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?“ Anders gesagt: Kann ich mich darauf verlassen, von Gott gerecht belohnt zu werden?

Genau hier setzt Jesus mit dem heutigen Gleichnis an. Er antwortet dem Petrus und den anderen Jüngern – und damit auch uns heutigen Christen- mit einer ungewöhnlichen Geschichte, die es- im wahrsten Sinn des Wortes- „in sich hat“.

Für uns heutige Hörer, besteht die Gefahr, diese Ungewöhnlichkeiten gar nicht wahrzunehmen, weil uns in Ö die damaligen Verhältnisse in Israel fremd sind. Ich möchte versuchen, einige Vergleiche in unserer heutigen Welt zu finden, damit verständlicher wird, was Jesus sagen wollte:

1. Ungewöhnlichkeit: Der Gutsbesitzer kommt selber auf den Markt.
Damals war es üblich, einen Verwalter mit dieser Aufgabe zu betrauen. Die Gutsbesitzer waren reiche Leute in der Stadt oder sogar im Ausland. Die einfachen Arbeiter bekamen sie so gut wie nie zu Gesicht.

In unserer Zeit müsste man sich wohl den Vorstand einer Aktiengesellschaft vorstellen, der anstelle des Chefs der Personalabteilung auf das Arbeitsamt geht, um Leiharbeiter oder Leasingangestellte auszusuchen. Die persönliche Einstellung einer Putzfrau durch den 1. Konzernchef ist heute nicht viel wahrscheinlicher als damals zwischen Tagelöhner und Gutsbesitzer.

Was wollte also Jesus damit sagen? Wer ist der ominöse Weinbergbesitzer, der sich nicht an die gesellschaftlichen Spielregeln hält?
Jesu Zuhörer wussten es aus den Schriften des Propheten Jesaja (Kap.5) Es ist letztlich Gott selbst, der Menschen zur Mitarbeit in seinem Besitz einstellt. Seid euch bewusst, was das bedeutet! Ihr seid von Gott selbst ausgewählt worden! Ihr seid ihm direkt unterstellt. Ihm – und niemandem sonst- seid ihr Rechenschaft über euere Arbeit schuldig. Darin unterscheidet sich der Dienst im Reich Gottes, von allen irdischen Dienstverhältnissen.

Jede/r, darf und soll sich selbst als von Gott dazu erwählt verstehen. Dieses Selbstverständnis gilt auch für heutige haupt- oder ehrenamtliche MitarbeiterIn in der Kirche. Sie sind nicht zuerst dem Pfarrer, dem Bischof, dem Papst unterstellt – sondern jede/r Einzelne untersteht zuerst direkt Gott. Seinem Arbeitsauftrag gilt es zu gehorchen, dass heißt gut zu erfüllen.  Selbstverständlich sind alle zu einer guten Zusammenarbeit verpflichtet, die aber nicht auf Hierarchie, sondern auf Gleichheit beruhen muss.

  1. Ungewöhnlichkeit: Der Gutsbesitzer kommt immer wieder/oft:

Normalerweise würde man erwarten, dass man sich zuerst hinsetzt und plant und berechnet, wie viele Arbeiter man braucht, um eine Aufgabe zu bewältigen. Ist Gott also ein schlechter Rechner/Kalkulator, weil er immer wieder Arbeitskräfte nachordert? Ich denke nein. Ich vermute eher, es hat etwas mit dem Wort Jesu zu tun, dass die Ernte groß ist, es aber nur wenige Arbeiter gibt – ja so wenige, dass man um sie beten soll.

Das die Ernte auch heute groß ist, beweißt für mich der „Megatrend Spiritualität“. Soziologen spüren einen hohen gesellschaftlichen Bedarf nach religiöser Orientierung. Die Nachfrage ist also zweifelsohne da.

Nur das kirchliche Angebot scheint für viele nicht mehr attraktiv. Es ist ihnen zu verstaubt und veraltet. Anders gesagt: zuviel Tradition und zuwenig Innovation. Beides ist wichtig und soll auch nicht gegeneinander ausgespielt werden. Dass hier dringender Handlungsbedarf liegt, bezeugt jeder einzelne Austritt und die derzeitige Kirchendiskussion.
Wenn es heute -trotz Betens- an Priesterberufungen fehlt, aber viele verheiratete Frauen und Männer als ReligionslehrerInnen, oder in anderen pastoralen Berufen, einen kirchlichen Dienst übernehmen, dann könnte man das ja auch als einen deutlichen Wink des Hl. Geistes sehen.

  1. und letzte Ungewöhnlichkeit ist die Auszahlung des Lohnes:

Da ist zunächst die Art der Auszahlung erwähnenswert. Öffentlich und für alle transparent erfolgt die Auszahlung. Da gibt es keine Geheimnisse über den Verdienst der anderen.

Bei uns gilt der Lohn den jemand verdient als ein Tabu. Nach dem Motto: „was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ sollen damit Neid und Missgunst vermieden werden. Dass damit aber auch Lohnunterschiede von 15-20% zwischen Männer und Frauen – für gleiche Arbeit!- verschleiert werden, ist die andere Seite dieser Medaille. Transparenz könnte also auch dazu dienen, mehr Gerechtigkeit zu schaffen!

Doch – so werden sie völlig berechtigt einwenden – hier geht es ja nicht um gleichen Lohn für gleiche Arbeit, sondern ganz im Gegenteil. Der gleiche Lohn für UNgleiche Arbeit ist ja genau das, was sofort bei den Arbeitern und bei uns das Gefühl der Ungerechtigkeit hervorruft!

Meisterhaft, wie Jesus sein Gleichnis auf diese Pointe zuspitzt! Er weiß genau, nur mit starken Emotionen, kann man Menschen zum Umdenken bewegen! Sollten wir also umdenken und für alle einen Einheitslohn fordern? Ich denke nicht, dass dies die Absicht Jesu war!

Ausgangspunkt für diese Geschichte war ja die Frage, wie das ist, wenn sich Menschen auf das Reich Gottes einlassen. „Mit dem Himmelreich ist es wie..“

Die Antwort Jesu läuft darauf hinaus, bewusst zu machen, dass diese Frage NICHT mit den in der Welt und in der Wirtschaft gültigen Maßstäben beantwortbar ist.

Jesus macht deutlich: Wer Gott mit einem himmlischen Buchhalter vergleicht, wird von ihm wohl höchst enttäuscht werden. Er wird immer das Gefühl haben, ungerecht behandelt zu werden, zu kurz zu kommen!

Wer also glaubt im Reich Gottes geht es um Lohn und Verdienst wie im irdischen Leben, der hat von Anfang an eine falsche Perspektive, einen verengten Blickwinkel. (Neid-Scheuklappen)

Es geht vielmehr darum, aus diesem Denken auszusteigen, es hinter sich zu lassen. Im Reich Gottes geht es nicht darum, Verdienste für später zu erwerben, sondern darum, HEUTE den Menschen, das Leben zu ermöglichen. 1 Denar war genau das, was damals der Mensch für 1 Tag zum Leben brauchte! Dem entspricht nicht zufällig die Vater-Unser-Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute!

Dieses „unberechenbare“ Gut-sein des Weinbergbesitzers als Maßstab für das eigene Handeln zu nehmen, ist die Einladung Jesu, die wir annehmen sollen – dann werden wir auch entdecken wie zufrieden und glücklich uns das macht- mehr als alles Geld dieser Welt!

Pointiert zusammengefasst: Für Gott ist der Dienst der kleinen Ministrantin in Hintertupfing genau gleich viel Wert, wie der große Dienst des Bischofs von Rom! Sollte es dann nicht auch für uns so sein? Dieses Umdenken ist in der Tat eine große Herausforderung.

Der Anlass:

http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php?action_new=Lesen&Article_ID=60452

Sehr geehrter Hr. Bischof!

Ich bewundere Ihre Fähigkeit, die derzeitige Gesellschaft in nur 2 Sätzen, ja mit nur 2 Worten tiefgreifend zu analysieren:

Es ist die „tiefsitzende Gehorsamskrise“ bzw. dahinter verborgen, „eine Krise der Autorität“.

Leider sagen Sie mit keinem Wort, was die Ursachen dafür sind. Brauchen Sie auch nicht, man weiß es ohnehin aus diversen Lamentos der Kirche über die Moderne, die Aufklärung, den Individualismus, den Indifferentismus, die Demokratie, usw.
Kurz: Eine einzige Geschichte des Niedergangs und Abfalls!

Des Niedergangs aber von was? Nun auch dazu brauche ich nicht viel zu sagen, man weiß es ohnehin aus den diversen Lamentos der Moderne über die Kirche und deren Missbrauch von Herrschaft und Macht, in Kreuzzügen, in Hexenverfolgungen, in Doppelmoral, in Mission, in Absolutismus, usw.
Kurz: Eine einzige Geschichte der Gottlosigkeit und Menschenverachtung!

Wenn Ihnen diese Analyse zu oberflächlich, feindselig und halbwahr erscheint, haben Sie recht! Es ist in der Tat nur eine Teilwahrheit über die Kirchengeschichte – aber GENAUSO ist ihre Gesellschaftsanalyse nur eine Teilwahrheit der Weltgeschichte!!!

Von einem akademisch gebildeten Menschen, hätte ich mir wahrhaft etwas mehr Differenzierung und Präzisierung erwartet, als zwei oberflächliche, feindselige und halbwahre Schlagworte. Die Gegenwart mit dem Ordo-Gedanken des Mittelalters zu analysieren, kann nur schiefgehen. (vgl. „Gehorsam“ im LThK )

Leider zeigen ihre folgenden Ausführungen über den biblisch verstandenen Gehorsam das gleiche intellektuelle Defizit.

Ihre simplifizierende Gleichung: Gehorsam = Glaube; Ungehorsam = Unglaube lässt sich anhand der von Ihnen gewählten Beispiele leicht widerlegen:

Adam und Eva: Der „Sündenfall des Ungehorsams“ wird ja in der Liturgie der Osternacht als „Glücksfall“ der Menschheit gepriesen, denn erst dadurch konnte sich der wahre menschliche Gehorsam durch Christus offenbaren. Wären Ihnen ernsthaft 2 unerlöste Menschen im Paradies lieber, als eine durch Christus erlöste Menschheit? Ich bin Adam und Eva für ihren Akt des Ungehorsams unendlich dankbar – ohne diesen gäbe es Sie und mich nämlich gar nicht! Diese „Urbild des Ungehorsams“ ist der Auftakt,  zur bis heute spannenden Geschichte zwischen Gott und Mensch!

Abraham:  Gott will Sodom und Gomorra zerstören. Doch Abraham stellt sich in den Weg und beginnt mit Gott zu verhandeln. Ein Akt des Ungehorsams (zum Heil der Menschen!) gegenüber dem ausdrücklichen Willen Gottes! Immerhin, Gott ist Verhandlungsbereit und gibt sich mit 20% seiner ursprünglichen Forderungen zufrieden. (vgl. Gen, 18,22ff)

Vielleicht könnten Sie, der Kardinal und der Papst sich ein Beispiel an diesem Gott nehmen und mit den „ungehorsamen Priestern und Laien“ in Verhandlungen eintreten. Damit wäre schon viel gewonnen.

Maria: Ihre jungfräuliche Schwangerschaft kann wohl nur als Akt des Ungehorsams gegenüber der göttlichen Schöpfungsordnung verstanden werden – falls Sie diese biologisch deuten. Da Sie das hoffentlich nicht tun, und darin wie ich ein zeitbedingtes Sinnbild für den göttlichen Kern in der Person des Jesus von Nazareth sehen, (der natürlich wie alle anderen Menschen auch, natürlich-biologisch gezeugt wurde) kann die (nur bei Lukas vorkommende!) Verkündigungsszene nicht 1:1 als Gehorsamsakt Marias betrachtet werden.

Ich freue mich, Ihnen aber auch zustimmen zu können: Wie sie Gott sei Dank erkannt haben, muss man immer Gott mehr gehorchen als den Menschen und sich dabei Christus zum Vorbild nehmen.

Wie Sie richtig bemerken, geht es in der Sache um „Richtungskämpfe in der Kirche“. Nur, dass Sie selber Teil davon sind und sehr einseitig in Richtung eines – verzeihen Sie- sehr veralteten und psychologisch sehr bedenklichen Gehorsamsbegriffs argumentieren, scheinen Sie zu verdrängen. Ich möchte Ihnen natürlich nicht das Recht absprechen für ihre Meinung und Überzeugung einzutreten, – im Gegenteil – ich möchte nur nicht, dass Sie ZUGLEICH so tun, als seien Sei ein objektiver Schiedsrichter oder unbeteiligter Beobachter! Sie können nicht Ankläger und Richter in einer Person sein – das sollte sich die Kirche an der weltlichen Gewaltenteilung schleunigst ein Vorbild nehmen. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie dafür mit aller Kraft eintreten!

Übrigens habe ich der Hl. Schrift entnommen, dass dort wo zwei oder drei im Namen Jesu versammelt sind, sein Leib = Kirche gegenwärtig ist. Wo hingegen Petrus ist, da kann auch der Satan sein (vgl. Mt. 16,23!).

In aller Demut und ohne Stolz bitte ich Sie, als Bischof ihrer Verantwortung gerecht zu werden und sich unverzüglich

1.)    für transparente, umfassende und ergebnisoffene Verhandlungen zwischen Kirchenleitung und Volk Gottes einzusetzen,

2.)    sich notwendigen und zeitgemäßen Reformen der kirchlichen Strukturen und Ämter nicht weiter zu widersetzen und last but not least,

3.)    – wenn es sein muss- mit dem Mut und der Courage des Paulus, auch dem „Petrus von heute“ offen ins Angesicht entgegenzutreten. (vgl. Gal. 2.11)

Ansonsten sehe ich wie Sie – zumindest was Sie persönlich betrifft – wirklich eine „Krise der Autorität“ bzw. der Legitimation dazu.

Hello world!

Welcome to WordPress.com. After you read this, you should delete and write your own post, with a new title above. Or hit Add New on the left (of the admin dashboard) to start a fresh post.

Here are some suggestions for your first post.

  1. You can find new ideas for what to blog about by reading the Daily Post.
  2. Add PressThis to your browser. It creates a new blog post for you about any interesting  page you read on the web.
  3. Make some changes to this page, and then hit preview on the right. You can always preview any post or edit it before you share it to the world.